Sucht und Abhängigkeit: Der Kreuzbund Diözesanverband Paderborn e.V.
Der Kreuzbund ist als katholischer Suchtselbsthilfeverband und Fachverband fest in der Caritas-Familie verankert. Die Selbsthilfegruppen arbeiten eng mit den Suchtberatungsstellen der Caritas zusammen und sind zudem über die katholische Landesarbeitsgemeinschaft Sucht (KLAGS) in NRW mit Sitz in Paderborn regional gut vernetzt. Darüber hinaus ist der Kreuzbund auch Mitglied der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) dem nationalen Zusammenschluss zahlreicher Suchtselbsthilfe-Organisationen.
Der Kreuzbund wird getragen vom Gedanken der Nächstenliebe, was sich in unseren Gruppen widerspiegelt, dort treffen sich Betroffene (Suchtkranke) und deren Angehörige zu wöchentlichen Gesprächen. Die Wirkung von Suchtselbsthilfe ist unbestritten: Rund ein Drittel unserer Gruppenbesucher hat den Weg aus der Sucht ausschließlich mit dem regelmäßigen Gruppenbesuch geschafft. Mehr als 80 % der Rückfälle, die bei Gruppenbesuchern passieren, werden allein durch das Engagement der Gruppen beendet, ohne Entgiftungsbehandlung oder stationäre Therapie. Somit sorgt die Suchtselbsthilfe dafür, die enormen volkswirtschaftlichen Kosten – die allein für das Suchtmittel Alkohol – mit rund 57 Mrd. € pro Jahr beziffert werden, zu senken. Wie notwendig ein gut verzahntes Netz von professioneller Suchthilfe und ehrenamtlicher Sucht-Selbsthilfe ist, zeigt eine erschreckende Zahl: Allein durch Alkohol und den Folgen übermäßigen Konsums versterben allein in Deutschland in jedem Jahr laut WHO rund 74.000 Menschen. Um diese Zahl vorstellbar zu machen, wäre es so, dass innerhalb von drei Jahren alle Einwohner von Arnsberg, Detmold und Castrop-Rauxel nicht mehr existent wären.
Darum geht es: Heute und Morgen
Was passiert in den Gruppen? Diese Frage wird immer wieder gestellt. Für viele ist die Gruppe ein geschützter Raum wo offen und ehrlich über alle Probleme, nicht ausschließlich die der Suchterkrankung gesprochen wird. Hilfe zur Selbsthilfe lautet das Credo, Lernen mit und aus den Erfahrungen der anderen. Zusammengehörigkeitsgefühl und Wissen mit dem Problem Sucht nicht allein zu sein, das macht stark und steigert die Resilienz, die Gefahr von Rückfällen nimmt deutlich ab. Ein Gruppenmitglied bringt es auf den Punkt: „Früher habe ich die Vorstellung von einer zufriedenen Abstinenz für eine echten Mythos gehalten, seit ich regelmäßig in die Gruppe gehe, ist aus dem Mythos Realität geworden.“
Die Offenheit im Umgang mit unseren Weggefährtinnen und Weggefährten in den Gruppen fasst der Kreuzbund in einen weiteren Rahmen. Neben den klassischen Suchtmitteln Alkohol und Medikamente nähern wir uns auch an andere Suchtstoffe an. Nicht wenige Gruppen haben bereits Mitglieder, die von Cannabis, Kokain über Ecstasy und Speed bis hin zu Lachgas und weiteren Substanzen abhängig sind bzw. diese Substanzen zumindest missbräuchlich einsetzen. Mehrfachabhängigkeiten finden sich verstärkt auch bei jungen Menschen, denen wird der Kreuzbund sich verstärkt öffnen und auch hier das erfolgreiche Konzept der Suchtselbsthilfe einbringen. Die Suchtmittel und das Konsumverhalten verändern sich, somit ist auch der Kreuzbund in der Pflicht sich neu zu positionieren. Wir brechen damit sicher nicht mit unseren mehr als 125 Jahren an Tradition, wir stellen uns einfach breiter auf. Bei uns ist jeder willkommen, der Hilfe wünscht.
Angehörige werden nicht vergessen
Nicht nur der Suchtkranke selbst leidet, auch sein persönliches und privates Umfeld. Deshalb bietet der Kreuzbund auch neben den gemischten Gruppen spezielle Gesprächskreise für Angehörige an. Die Sucht und deren Auswirkungen verstehen lernen, Selbstbewusstsein stärken oder neu zu lernen, sich und die eigenen Bedürfnisse zulassen und Grenzen setzten für sich selbst und den Betroffenen, alles Dinge die Angehörige vielfach wieder lernen müssen.
Und dann sind da noch die Kinder aus suchtbelasteten Familien, auch denen bietet der Kreuzbund eine Heimstadt. Für unser Konzept der „Smily Kids“ sind wir bereits mehrfach ausgezeichnet worden. Und auch an diesem Thema bleiben wir dran, aus Überzeugung.
Der Diözesanverband
Wir verstehen uns als Bindeglied zwischen den rund 50 Gruppen und 14 Gesprächskreisen in der Erzdiözese. Zahlreiche Seminare und Fachtagungen zu relevanten Themenbereichen der Suchtselbsthilfe wurden im zurückliegenden Jahr abgehalten. Das Thema Einsamkeit hatten wir bereits in unserem Terminkalender als in der Politik noch darüber diskutiert wurde, wie gesellschaftlich relevant das den ist.
Auf unserer diesjährigen Diözesandelegiertenkonferenz wurde ein großer Teil des alten Vorstandes bzw. der Arbeitsbereichsleitungen neu gewählt. Der Verband hat sich an der Spitze deutlich verjüngt. Gut für die Neuen in ihren verantwortungsvollen Positionen, alle bisherigen Amtsinhaber haben sich bereit erklärt so lange zu unterstützen bis alle sicher im Sattel sitzen.
Auch in vielen Gruppen stehen Generationswechsel an, daher bietet der Kreuzbund mit Start in diesem Jahr und Abschluss im nächsten Jahr auch wieder eine qualifizierte Gruppenleitungsausbildung an. Ins kalte Wasser wird bei uns niemand geworfen. Zum Schluss noch in eigener Sache: „Kennen sie jemanden, der einen kennt, der vielleicht ein Suchtproblem hat?“ Hilfe finden sie bei uns, ihrem Kreuzbund. Beim Diözenverband und im Internet.